Nach einem immerhin 6-stündigen Flug von Singapur (man
könnte meinen Taiwan liege direkt um die Ecke, aber asiatische Distanzen sind
wirklich nicht zu unterschätzen) nach Taipei war ich also endlich an meinem
neuen Studienort angekommen. Meine liebe Gastfamilie, bei der ich letztes Jahr während
meines Praktikums in Taipei für zwei Monate wohnen durfte, holte mich am
Flughafen ab. Es war wirklich schön zu wissen, dass es jemanden gab, der dort
auf mich wartete. Zusammen machten wir uns erstmal auf den Weg zum Wohnheim. Sehr negativ fiel mir sofort die Hitze auf.
Wie vorher schon erwähnt, trennen Taiwan und Malaysia/Singapur 6 Flugstunden,
wobei Singapur im Süden und nur ca. 160 km vom Äquator liegt. Trotzdem war es
herrlich angenehmes Sommerwetter in Malaysia und Singapur und Taiwan ist die
Hitze jedoch einfach nur ein Horror. Leider kann ich mir nicht erklären, wieso
das so ist. Fakt ist: Draußen kann ich mich nicht lange aufhalten, und so muss
ich von Klimaanlage zu Klimaanlage flüchten…
Das Dormitory, in dem ich wohne ist wirklich ein Traum.
Direkt neben dem Campus gelegen und das mitten in Taipei City wohne ich im 13.
Stock (der höchste) und genieße einen superschönen Blick auf die
Stadtsilhouette inklusive Taipei 101 und den grünen Bergen im Hintergrund. Ich
habe ein eigenes Zimmer mit privatem Badezimmer. Neben der Lounge und einer
24h-Rezeption gibt es außerdem einen Waschsalon, einen Fitnessraum und einige
Billardtische. Neben meinem Zimmer gibt es einen Wasserspender, bei dem man sich
jederzeit kostenlos kaltes oder auch heißes Wasser holen kann. Einziges Manko:
Es gibt keine Küche. Das wird sicherlich hart für mich, da ich doch Kochen und
Backen liebe. Auswärts essen ist aber super billig, so muss ich mir wenigstens
um mein Budget keine Sorgen machen.
Neben der großen Hilfe beim Einzug hat mich meine
Gastfamilie auch gleich zu einem Fahrradladen begleitet und dort habe ich mir
ein schönes Rad für unschlagbare 50€ gekauft J
Im Dorm gibt es nur Bettgestelle, d.h. eine Matratze muss
man sich selbst am ersten Tag kaufen (das ist kein Problem, der 7/11 um die
Ecke verkauft an diesen Tagen viele). Doch meine Gastfamilie hatte mir bereits
eine Matratze, ein Kissen, eine Decke und Bettzeug gekauft. Auch eine
Grundausstattung an Kosmetik wie Duschgel, Shampoo und Co. (sogar in
Bioqualität) wurde mir mitgebracht. Das war echt supersüß, wie sie an mich
gedacht haben. Ich bin ihnen so dankbar!
Am ersten Abend merkte ich, dass ich ja jetzt in eine neue
Wohnung/Zimmer eingezogen bin und dass die einfachsten Sachen noch fehlen. Im
Hof des Dorms wurde ein kleiner Verkauf von Haushaltswaren veranstaltet, bei
dem ich mich gleichmal mit dem Nötigsten eindeckte. Putzutensilien wie Besen
und ähnlichem in der U-Bahn zu transportieren wäre wirklich nicht cool und super
anstrengend gewesen. So war ich dem Dorm sehr dankbar für dieses Angebot.
Am darauffolgenden Samstag und Sonntag ging es gleich mit
der Uni los. Wochenende? Fehlanzeige! Der Samstag begann mit einem
Einstufungstest in Chinesisch, den ich glaube ich ganz gut bewältigen konnte
und hoffentlich in einen Fortgeschrittenem-Kurs eingestuft werde. Am Sonntag gab es die Campus-Tour, die
Orientation und eine Welcome Party für die International Students – also eine
ganze Menge. Die Campus-Tour war leider ein Horror… Warum? Wegen der Hitze!!
Ein zweistündiger „Spaziergang“ durch den Campus macht bei dem Wetter einfach
keinen Spaß… Ansonsten war es leider nicht sehr informativ. Wir wurden einfach
durch die Uni getrieben, ohne irgendwelche Infos wo welche Gebäude sind.
Das ist verbesserungswürdig.
Montags musste man sich dann registrieren, um quasi vollständig immatrikuliert zu sein und mein Studentenausweis ist wirklich toll! Nun bin ich wirklich Studentin der National Taiwan University und somit wird ein Traum wahr! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie glücklich ich bin!!
Die anschließende Orientation lief da um einiges besser. In
einigen Stunden wurde uns wirklich alles über Uni, Dorm, Studentenleben usw.
erklärt. Doch alle Taiwanesen können nur
sehr schlecht Englisch sprechen und so haben fast alle Redner deutlich von
ihrem Zettel abgelesen, dazu noch mit einem teilweise schwer verständlichen
Akzent. Und das, obwohl die NTU die
beste Uni Taiwans und auch eine der renommiertesten in ganz Asien ist. Englisch
ist wahrscheinlich zu unterschiedlich von ihrer Muttersprache. Japanisch
oder Koreanisch? Kein Problem für die Taiwanesen. Also sehe ich das alles nicht
so eng.
Teilweise wurden „Geschichten“ und Witze eingebaut, die den
komplett unterschiedlichen Humorsinn widerspiegelten. Das war einfach
amüsant. Die Witze waren richtig schlecht, so dass die ganzen „Westler“ nur da
saßen und die asiatischen Austauschstudenten laut lachten. Es ist unglaublich schwierig zu
beschreiben, was ich meine, aber man merkt einen wirklich riesigen Unterschied.
Auch sind die meisten Asiaten nie wirklich ernst oder formell, sondern alles ist sehr
locker.
An diesem Wochenende habe ich auch das erste Mal meinen
Buddy kennengelernt. Und er ist wirklich unglaublich nett. Die NTU hat jedem
International Student einen Volunteer zugeordnet, der helfen soll, sich an der
Uni und in Taiwan generell zurecht zu finden. Und ich muss sagen, ich bin
überaus glücklich, meinen Buddy zu haben. Er hat mir im Vorfeld wirklich alle
meine Fragen beantwortet und es war supertoll, ihn gleich am zweiten Tag
kennenzulernen. Von anderen Studenten habe ich gehört, dass sie nie mit ihrem
Buddy geschrieben haben oder ihn auch nicht getroffen haben. Da habe ich
wirklich Glück gehabt.
Am Samstag habe ich außerdem einen Freund getroffen, den ich
letztes Jahr bei meiner Reise durch Taiwan kennengelernt habe. Nach einem
leckeren koreanischen Essen nahm er mich noch mit in das Hostel, in dem er
wohnte, da dort noch einige Freunde von ihm zusammensaßen. Es war ein japanisches und daher wohnten dort auch nur Japaner. (Er
studierte Japanisch, deswegen durfte er dort rein :P) Dort gab es noch eine sehr
nette Runde mit einigen Japanern und Taiwan Beer. Es war wirklich toll, da
niemand wirklich Englisch konnte, und so unterhielten wir uns auf Chinesisch.
Und auch mein Japanisch fand nach langer Zeit mal wieder Anwendung! Doch war es
einfacher mit den Japanern sich auf Chinesisch zu unterhalten. Und so taten wir
das – sehr lustig ;)
In der ersten Woche war es noch ziemlich relaxt, da die
Chinesischkurse erst eine Woche später anfangen. So besuchte ich einige Kurse,
erkundigte die Uni und ging abends lecker mit meinen neuen Bekanntschaften
essen oder auf den Nachtmarkt.
Der Campus ist wunderschön und unten könnt ihr ein paar
Bilder sehen. Es fehlen allerdings noch Bilder vom eigenen See mit Pavillon und
der riesigen Sporthalle. Neben einem riesigen Outdoorgelände gibt es noch ein
großes Stadium, in dem man alle möglichen Sportarten betreiben kann, sowie einen
Fitnessraum und das Highlight für mich: Es gibt ein Schwimmbad und ein Freibad!
Für 25€ pro Semester kann man diese so oft man möchte besuchen! Die Woche habe
ich auch gleich zum Schwimmen genutzt. Etwas nervig ist die komische Schwimmmütze, die man aufziehen muss, damit die Haare nicht das Wasser verschmutzen.. Viele
Asiaten sind dem Schwimmen übrigens eher abgeneigt und um genau zu sein, können auch sehr viele nicht schwimmen.
Einen Kulturschock habe ich nicht, da dies schon mein
drittes Mal in Taiwan ist. Taipei kenne ich schon sehr, sehr gut und somit fällt
das Sightseeing auch erstmal weg. Schon viel früher habe ich Taipei nicht nur
kennen, sondern auch lieben gelernt. Und somit genieße ich meine Zeit hier
einfach wirklich. Es gibt sehr viele Auslandstudenten, wobei die größten
Gruppen die Amerikaner und die Deutschen sind, wer hätte das gedacht. Und ja ,
genau das sind auch die Leute, mit denen ich so abhänge. Kontakt zu Locals ist ziemlich schwer
herzustellen. Doch zum Glück kenne ich noch einige von letztem Jahr und freue
mich schon bald, sie alle wieder zu sehen!
Bald folgen noch mehr Erlebnisse, Geschichten und Bilder!!
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