Freitag, 27. Dezember 2013

Wunderschönes Korea - Willkommen in Seoul 서울

 
 

Über Weihnachten war ich mit einer Freundin für fünf Tage in Seoul, also der Hauptstadt Südkoreas und ich durfte dort eine wirklich tolle Zeit erleben! Nach 4 Monaten habe ich mich schon an das Leben in Taiwan gewöhnt, und daher sind mir einige Dinge in Südkorea aufgefallen, die mir sonst vielleicht nicht aufgefallen wären. Zuerst einmal wäre da die saubere, frische Luft. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich jeden Morgen über die Luft gefreut habe, wenn ich aus dem Haus gegangen bin! Außerdem ist das gesamte Stadtbild so viel schöner als in Taipei. Zwar gibt es auch in Taipei ein modernes Viertel, doch der Großteil sieht so aus: Die Häuser sind einfach nur hässliche Betonklötze mit Fenstern und Läden im Erdgeschoss. Die Gehwege sind immer vollgestopft mit Menschen, die in alle Richtungen laufen, und auf Straßen sieht man vor lauter Roller nichts mehr anderes (naja es gibt auch noch Autos, Radfahrer, Menschen und Straßenhunde, die alle durcheinander laufen.) Doch in Seoul war es ganz anders. Hier gab es richtige Architektur, schöne breite Gehwege, auf denen man sich freibewegen kann und ein geregelter Verkehr (und keine Roller; war das toll!!!). Seoul ist auf jeden Fall eine ultramoderne und saubere Stadt, in der man sich wohlfühlen muss. Dazu tragen dann auch die Koreaner bei. Ein derart freundliches Volk habe ich selten erlebt. So kam immer gleich jemand zu uns und fragte, ob er / sie uns helfen könne, wenn wir unseren Reiseführer oder eine Karte studiert haben. Wenn derjenige auch nicht weiter wusste, wurde das Handy zu Rat genommen. Ein anderes Beispiel: Als wir Schlittschuhfahren fahren, haben wir vergessen, meine Tasche in ein Schließfach einzuschließen. Insgesamt eine Stunde waren wir weg. Ich weiß wirklich nicht wieso, aber die Tasche wurde einfach auf einer Bank in dem Bereich, in dem man seine Schlittschuhe anzieht, vergessen. Das ist natürlich super dämlich!!! Als wir die Tasche suchten, wusste ich innerlich schon, dass die Tasche nicht weg sein. Warum? Weil wir hier in Korea sind! Hier herrscht eine der niedrigsten Kriminalitätsrate der Welt und die Menschen sind einfach zu ehrlich. Und so war es dann auch. Jemand sah, dass wir meine Tasche suchten und erzählte uns, dass er die Tasche in ein Schließfach eingeschlossen habe, als er sie frei herumstehen habe sehen. Hach, ich konnte das gar nicht glauben. Also eigentlich schon, ich machte mir ja keine Sorgen. Aber in Deutschland, da wäre die Tasche nach 5 min sicherlich gestohlen worden :(((



 

Seoul hat neben toller moderner Architektur (sie ist übrigens auch eine City of Design) und freundlichen Menschen auch jede Menge Kulturgeschichte zu bieten, da sie schon seit 1392 (wieder) als Hauptstadt fungiert.

Am beeindruckendsten sind wohl die vier Hauptpaläste, von denen wir zwei besucht haben: Gyeongbokgung und Changdeokgung. Beide Paläste sind riesige Komplexe und es war einfach wunderschön, umherlaufen und die Welt außerhalb der Palasts zu vergessen. Ich fühlte mich wie in das alte Korea vor 500 Jahren zurückversetzt.



  




Auch einen buddhistischen Tempel und einen Schrein haben wir besucht. Im Schrein wurden wir von einer Frau angesprochen, die uns kostenlos umherführte und uns die Geschichte des Schreins näherbrachte.  So erläuterte sie uns auch, dass das Meiste nicht mehr Original vorhanden sei. Ich erkundigte mich, ob es von Japanern im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und sie bejahte die Frage. Ich erwiderte, wie traurig ich das fände. Daraufhin sagte sie eher zu sich als zu uns : "The Japanese destroyed everything." ( Die Japaner haben alles zerstört). Die Frau war schon sehr alt und es brach mir das Herz, sie das sagen zu hören. Ich konnte in dieser leisen Aussage tiefen Kummer spüren. Das war wohl der bewegendste Moment für mich in Südkorea. Denn viele in Deutschland, mich vor Antritt meines Studiums inbegriffen, wissen wohl nicht, wie grausam die Japaner in viele asiatische Länder im zweiten Weltkrieg eingefallen sind. Besonders hart traf es Südkorea, welches von 1910-1945 von Japan besetzt wurde. Bis heute bekennt sich Japan nicht zu seiner Schuld der vielen Kriegsverbrechen. Daher ist Japan nicht sehr beliebt in Südkorea.







Doch zurück zum Sightseeing. Korea bietet einige interessante Museen und wir entschlossen uns das größte zu besuchen: das koreanische Nationalmuseum. Das Beste daran (neben den interessanten Ausstellungen): es war kostenlos! So macht Kultur Spaß.

 

Seoul ist von Bergen umgeben und auf einem dieser Berge, dem Namsan, steht der Seoul Tower. Mit der Cable Car sind wir hinaufgefahren, um oben auf dem Tower eine überwältigende Aussicht über die Stadt zu genießen. Im Sommer kann man den Berg auch hinaufwandern, doch bei dieser Kälte war das leider unmöglich. Es war jeden Tag 0 -5 Grad. Da es in Taipei 15 Grad ist, waren das für mich von einen Tag auf den nächsten ein Unterschied von 20 Grad. Obwohl ich 5 Oberteile, 2 Strumpfhosen und drei Paar Socken trug, bin ich fast erfroren... ;(

 

Das Koreanische Essen ist lecker und vor allem eins: scharf! Und ziemlich alles schmeckt nach Kimchi :) (eingelegtes Gemüse). Als Veganer hatte ich es mal wieder nicht einfach. Die größte Hürde stellte diesmal die Sprache dar. Die Englischkenntnisse von Koreanern geht gegen Null und tja meine Koreanisch-Kenntnisse leider auch! Zum Glück hatte ich in meinem Reiseführer eine Tabelle mit Übersetzungen verschiedener Lebensmittel dabei, und so konnte ich auf alle Dinge zeigen, die ich nicht esse, meine Arme überkreuzen und oft "No, no" sagen; dies haben sie dann verstanden :) Ein Paradies war es wahrlich nicht, meistens habe ich nur Reis mit Gemüse oder koreanische Sushirollen gegessen. (Aber Achtung, normalerweise sind diese mit Schinken und Ei gefüllt.) Aber die koreanischen (traditionellen) Süßigkeiten konnte ich meistens essen. (z.B. Mochi, also Klebreisklöße mit Rote-Bohnen-Füllung oder Reiscracker) Der Vegetarismus ist hier übrigens auch nicht bekannt. So wurde mir einmal im Hostel vegetarischer Reis mit Pilzen bestellt und als ich aß, entdeckte ich Shrimps darin!! :( Zweimal wurde ich auch gefragt, ob denn Schinken ok sei. (Ist Schinken etwa kein Fleisch?!). Das Essen hat aber sehr viel Spaß gemacht, da wir meistens in traditionellen Restaurants gegessen haben, in denen man auf einem Kissen auf dem Boden an flachen Tischen isst. (Mit Bodenheizung wirklich sehr bequem). Anfangs hatte ich noch Probleme mit den koreanischen Stäbchen, da sie total flach sind und man sie daher etwas anders benutzen muss als die konventionellen chinesischen oder auch japanischen Stäbchen. Als Beilage konnte man sich immer leckeres Kimchi oder auch Daikon (jap. Rettich) nehmen. Sehr lecker!!

 



 

  


 

Und wer sich gefragt hat, was es eigentlich mit Gangnam Style auf sich hat: Gangnam ist das Nobelviertel Seouls, und das Lied eine Parodie darüber. Ein absolutes Muss, hierher zu kommen!



An Weihnachten haben wir abends das Ballett "Der Nussknacker" gesehen, was wirklich sehr schön war. Doch trotzdem war es insgesamt ein trauriges Weihnachten, in einem fremden Land, weit weg von der Familie. Am 25.12. saß ich abends dann am Flughafen - da könnte ich mir an Weihnachten auch etwas Schöneres vorstellen.



 

Weihnachten ist in Korea und anderen ostasiatischen Ländern übrigens kein offizieller Feiertag und wird auch eher als zweiter Valentinstag zelebriert. So sahen wir auch an diesen zwei Tagen furchtbar viele Paare. Erstaunlich war jedoch, dass viele dieselbe Kleidung trugen oder dieselben komischen Haarreife mit Rentierhörnern oder Tannenbäumchen (jaja in Deutschland wäre das albern.) Um ehrlich zu sein, waren diese Päarchen einfach zuckersüß! Und ich weiß, man soll keine anderen Leute fotografieren, aber es war einfach zu komisch und musste festgehalten werden :D

 

 

Leider war die Zeit viel zu kurz, denn Südkorea hat noch so viel mehr zu bieten. Übrigens war die nordkoreanische Grenze nur 200 km entfernt (gefährlich nah...). Südkorea ist wirklich ein wunderbares Land und doch leider so unbekannt in Europa! Hoffentlich schaffe ich es bald mal wieder hierher. Bis dahin möchte ich ein paar Basics in Koreanisch können! :) Und weiterhin träume ich davon, dass ich meinen Kindern mal erzählen muss, dass Korea mal getrennt war.


Mittwoch, 18. Dezember 2013

Wo ist die Stille Nacht, Heilige Nacht geblieben? - Vorweihnachtszeit in Taipei

Wer sich schon immer gefragt hat, wie Weihnachten eigentlich am anderen Ende der Welt gefeiert wird, ist hier genau richtig. Gerne möchte ich einen kurzen Überblick schaffen, wie die Vorweihnachtszeit in Taipei aussieht.

Zunächst einmal muss gesagt werden, dass Weihnachten in Taiwan traditionell nicht gefeiert wird, da die Menschen sich größtenteils zum Buddhismus, Daoismus und Konfuzianismus bekennen. Alle drei Weihnachtstage sind keine Feiertage und so ist auch die ganze Vorweihnachtszeit eigentlich nur Kitsch und Kommerz. 

 
 

Ende November fing es an, dass in jedem Geschäft weihnachtlich dekoriert wurde. Auch Weihnachtsmusik ertönt wirklich überall, egal wo man sich aufhält. Über die Weihnachtsmusik kann ich mich sehr erfreuen, doch die Dekoration ist oftmals viel zu kitschig. Die meiste Deko blinkt, ist knallbunt und wurde aus Plastik hergestellt. Das Schlimmste für mich waren jedoch die Weihnachtsbäume, die man hier überall findet. Potthässlich ist wohl der einzig passende Ausdruck. Das schlechteste Exemplar habe ich im Zoo entdeckt, hier dachte man wohl aus Plastikflaschen etwas Schönes zaubern zu können...

  

Einen Weihnachtsbaum kann man schon ab und ab in einem Wohnzimmer finden, doch auch dieser ist natürlich aus grünem Plastik. Darüber habe ich mich auch mit einer Japanerin unterhalten und dann gab sie zu, dass es in ihrem Land genauso sei. Sie war ziemlich verwundert als ich hier erzählt habe, dass wir in Deutschland nie auf die Idee kämen einen Baum aus Plastik ins Haus zu holen. Dann fragte sie mich, woher wir denn die Bäume bekommen würden. Sie konnte sich das wohl wirklich nicht erklären. Mit großer Freude erzählte ich ihr von den großen Verkaufsflächen für Weihnachtsbäume, in der man nicht einfach nur einen Baum kauft, sondern es auch noch unendlich viele Sorten, Größen und Preise gibt. Achja, Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum...

Das Weihnachtsfest selbst wird nicht groß gefeiert. Wenn überhaupt, dann ist es eher ein zweiter Valentinstag, den man mit seiner/seinem Liebste/n verbringt. Ist man Single, ist Weihnachten wohl mehr oder weniger ein normaler Tag. Geschenke bekommen nur die Kinder.

Tja, das wars eigentlich schon fast! Für mich ist Weihnachten ja ganz klar die schönste Zeit des Jahres, so war es für mich besonders schlimm, diese schöne Zeit zu "verpassen". War mir hier gefehlt hat: Weihnachtsmärkte, Glühwein, Kinderpunsch, Weihnachtstee, Adventskränze, der Nikolaustag und Plätzchenbacken.

Meine Mutter hat an mich gedacht und mir einen Adventskalender geschickt und ein bisschen veganes Weihnachtsgebäck. Darüber habe ich mich natürlich riesig gefreut! So habe ich versucht, mir selbst etwas Weihnachtsstimmung zu machen. Doch so richtig funktioniert hat es nicht.



Es ist einfach zu warm (15 Grad) und viel zu kommerziell. Wie sehr hat mir das ruhige, besinnliche Zusammensein auf dem Weihnachtsmarkt oder das Plätzchenbacken gefehlt. (Das ging übrigens nicht, weil es in taiwanesischen Küchen keine Öfen gibt...) An manchen Tagen war es sogar über 20 Grad, wie hier unten auf dem Bild zu sehen ist, das war am 2. Advent...



Eine positive Sache gibt es jedoch! Noch nie habe ich vorher so wunderschöne Weihnachtskarten gesehen. Eigentlich gilt hier das gleiche Prinzip wie oben schon beschrieben: sie sind kitschig, bunt und blinken. Aber bei den Karten ist das eigentlich ganz schön. Auch gibt es jede Menge Karten die Musik machen, Motive die dreidimensional wirken oder Karten die man auseinanderklappen und aufstellen kann. Dazu sind diese auch noch super günstig: 0,50€. In Deutschland bekommt man ja leider nur überteuerte (mit Umschlag 2,50€) langweilige Karten!



 

 

  

Einmal gab es einen "European Style Christmas Market" an einer europäischen Schule. Viele verschiedene Länder (auch asiatische..) boten verschiedene Speisen an, die nicht unbedingt weihnachtlich waren. Am deutschen Stand gab es aber Glühwein. Das war ein ganz besonderes Highlight! Ansonsten war es eigentlich gar nicht weihnachtlich, mehr wie ein Straßenfest, da der Markt am Mittag statt fand, es 20 Grad warm war und Pop- und Rockmusik gespielt wurde. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht!

 


 

Am dritten Advent haben ein paar deutsche Freunde und ich zusammen einen Weihnachtsnachmittag organisiert. Jeder hat ein bisschen Zeug, was die lieben Eltern aus Deutschland geschickt haben, dazu gesteuert, dazu haben wir Weihnachtsmusik gehört und Sterne gebastelt. Das war ganz schön ;)



Sehr schlimm ist es auch Weihnachten ohne Familie verbringen zu können. Daher ist es mein Plan zu verreisen und Weihnachten dieses Jahr einfach ausfallen zu lassen. Nun geht es für mich nach Seoul, aber vielleicht kommt dort doch etwas Weihnachtsstimmung auf, denn immerhin gibt es dort Schnee ;)